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Ines Bruckschen
14-12-2017 09:41

Praxis Studienorientierung: Gute Entscheidung!

Soll ich Mathe studieren oder lieber Maschinenbau? Will ich mein Praktikum in einem Konzern machen oder eher im kleinen Betrieb nebenan? Soll ich im Urlaub eine Sprache lernen oder einfach mal chillen? Es ist so schwierig. Muss es aber nicht sein. Wie ihr vom Grübeln wegkommt und herausfindet, was ihr wirklich wollt.

Das Problem am Grübeln ist: Man dreht sich meist im Kreis, wiederholt die immer gleichen Argumente – und bleibt unsicher. Statt Klarheit über seine Ziele zu gewinnen, eine Entscheidung aus ganzem Herzen zu treffen und mit der Umsetzung zu beginnen, bleibt man passiv und unternimmt entweder gar nichts oder lässt andere entscheiden. Hier sind zwei einfach Methoden, wie ihr gezielt Bewegung in eure Gedanken bringen könnt.

1. Methode: Die Entscheidungs-Waage

Die Technik eignet sich, wenn ihr euch zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten nicht entscheiden könnt und euch die jeweiligen Argumente gleichwertig erscheinen. Beispiel: Ihr wisst einfach nicht, ob ihr für euer Studium in eine fremde Stadt ziehen oder zu Hause bleiben sollt. Für beide Szenarien gibt es gute Argumente.

Was ihr für die Methode braucht:

Einen großen Bogen Papier, Zettel in verschiedenen Größen (könnt ihr auch während der Übung zurechtschneiden), Schere, Stifte in drei verschiedenen Farben.

Zeichnet erst mal eine Waage auf das Papier, etwa so:

Unter die linke Schale schreibt ihr „Wegziehen“, unter die rechte „Bleiben“ (oder umgekehrt). Dann notiert ihr den ersten Vorteil für die linke Schale. Bei unserem Beispiel, ob ihr fürs Studium wegziehen sollt, taucht vielleicht als erstes Argument „bessere Uni“ auf, weil die Hochschule in eurer Heimatstadt für euer Fach nicht so gut bewertet wird. Die Größe des Zettels für dieses Argument sollte dabei dem für euch stimmigen Gewicht entsprechen, also: wichtiges Argument = großer Zettel, zweitrangiges Argument = kleiner Zettel. Schließlich legt ihr den Zettel auf die Waagschale.

Nun könnt ihr entweder erst mal alle Vorteile der einen Seite, dann die der anderen sammeln, oder ihr überlegt abwechselnd Argumente für die beiden Seiten. Macht, was euch sympathischer ist. Wichtig ist nur, immer wieder die Größe der Zettel abzuwägen: Findet ihr „Freunde weniger sehen“ wirklich wichtiger als „neue Leute kennenlernen“? Wenn nicht, bekommen die „neuen Leute“ einen größeren Zettel etc. Wenn ihr meint, fertig zu sein, geht noch mal alle Zettel durch: Lässt sich zu diesem Argument noch eines für die andere Waagschale finden?

Wie sieht eure Waage schließlich aus? Ist eine Seite deutlich voller? Und fühlt sich das stimmig an? Falls nicht, könnt ihr jetzt noch mit den übrigen Farbstiften arbeiten und auf jeden Argument-Zettel 1 bis 5 dicke Punkte malen, je nachdem, wie stark sie euch erscheinen (1 Punkt = schwaches Argument, 5 Punkte = sehr starkes Argument). Nehmt für „Wegziehen“ eine andere Farbe als für „Bleiben“, aber ihr solltet beide Farben mögen. Und wie sieht es jetzt aus? In den allermeisten Fällen werdet ihr eure Entscheidung an dieser Stelle längst gefällt haben. Denn es ist äußerst hilfreich, die Argumente in unterschiedlicher Gewichtung deutlich vor sich zu sehen, anstatt sie immer nur im Kopf durchzudenken.

2. Methode: Die Disney-Strategie

Diese Technik empfiehlt sich, wenn ihr eine Option genauer beleuchten und ein paar Ideen finden möchtet, wie sich Chancen nutzen und Risiken vermeiden lassen. Beispiel: Der sympathische CEO des kleinen IT-Start-ups um die Ecke hat euch angeboten, dort ein Praktikum zu machen und dabei alle Bereiche der Firma kennenzulernen. Ihr zögert ...

Walt Disney soll seine Ideen vor der Umsetzung immer erst aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet haben: aus der des Träumers, des Realisten und des Kritikers (auch Spielverderber genannt). Angeblich standen in seinem Büro fest installiert drei Stühle für diese drei Perspektiven, damit sich Disney jederzeit in die jeweilige Rolle hineinversetzen konnte.

Um mit dieser Methode zu arbeiten, stellt ihr ebenfalls drei Stühle im Raum verteilt auf, wenn ihr mögt, legt ihr jeweils die Zettel „Träumer“, „Realist“ und „Kritiker“ dazu. Bevor ihr in die erste Rolle schlüpft, macht euch zunächst noch einmal eure „hier und jetzt“-Situation bewusst: Was genau steht zur Entscheidung an? Und welches Ziel möchtet ihr mit der Übung erreichen? Sprecht am besten alles in dieser Übung laut aus, das wirkt noch mal intensiver.

Dann setzt ihr euch auf den Kritiker-Stuhl und lasst den Pessimisten in euch mal so richtig zu Wort kommen, allerdings immer in wohlwollender Weise. Was spricht gegen die Idee des Praktikums bei den netten Start-up-Typen? Vielleicht wendet der Kritiker ein, dass es möglicherweise gar nicht als Pflichtpraktikum anerkannt wird, oder dass die „jungen Wilden“ einem zu wenig beibringen, was Struktur und Organisation angeht? Dass ihr hier weniger Kontakte für euer Netzwerk knüpft als in einem größeren Unternehmen? Oder dass so viele Start-ups die ersten Jahre gar nicht überstehen? Der Kritiker darf beleuchten, wo es Hindernisse und Stolpersteine geben könnte.

Als nächstes wechselt ihr auf den Träumer-Stuhl und malt euch aus, was im besten Fall passieren kann. Wie ihr in die Start-up-Welt eintaucht und eine zukunftsweisende neue Software mitentwickelt, wie man euer Talent entdeckt und euch später einen Posten inklusive Unternehmensbeteiligung anbietet, wie ihr von den kompetentesten Vorbildern lernt und die kleine Firma die Welt erobert ... Der Träumer darf eine wunderbare Vision entwickeln. Er kennt keine Hindernisse, alles ist erlaubt, ohne Rücksicht darauf, ob das realistisch ist.

Denn dafür wechselt ihr zuletzt auf den Realisten-Stuhl, auf dem ihr aussprecht, wie sich das alles praktisch gestalten lässt. Er könnte zum Beispiel vorschlagen, erst mal am Lehrstuhl zu klären, ob das Praktikum in einer so kleinen Firma anerkannt wird. Oder dass ihr mit dem CEO besprecht, welche Aufgaben ihr dort genau kennenlernen könnt und ob ihr auch Kundenkontakt haben werdet, um euer Netzwerk zu erweitern. Der Realist verknüpft die beiden Perspektiven und zeigt Wege auf, wie sich Risiken minimieren und Chancen nutzen lassen. Damit ihr am Ende wisst, was ihr noch tun könnt, um euch die Entscheidung zu erleichtern.

Bilder: Radka Schöne / pixelio.de; rocketpics

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